#bauernopfer - Dokumentarfilm über die #landwirtschaft
Ein Blick in den vollen #kühlschrank reicht, um zu sehen, wie wichtig die Landwirtschaft für die Gesellschaft ist.
Seit der deutschen Wiedervereinigung hat die Landwirtschaft ihre Rolle zur Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln in dramatischer Art und Weise eingebüßt. Wegen Unrentabilität werden allgemein immer weniger Lebensmittel, wie Kartoffeln, in Deutschland selbst angebaut.
Dies führt in der Praxis dazu, dass heute ca. 70 % der Nahrungsmittel nach Deutschland importiert werden. Laut dem statistischen Bundesamt betrug der Importanteil bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln 2015 rund 81 % – Im Jahr 2008 hatte er noch bei 73 % gelegen. Das macht deutlich, wie abhängig Deutschland mittlerweile betreffs der Ernährung seiner Bevölkerung ist.
Doch wie kommt es dazu?
Immer mehr Gesetze, Regelungen und Vorschriften machen es den Bauern in Deutschland sehr schwer, durch Nahrungsmittelproduktion mit ihren Höfen und Familien zu überleben. So führt als Beispiel das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in der Praxis dazu, dass wertvolles Ackerland zweckentfremdet wird. Die Landwirte verpachten oder nutzen es für Windkrafträder, Photovoltaikanlagen oder Biogasanlagen. Durch die gezielte Förderung der Energiegewinnung stehen diese Ackerflächen für den Anbau von Nahrungsmitteln nicht mehr zur Verfügung. Somit ist heute Energiemais mehr wert als sog. Brot-Weizen, und die Gülle ist mehr wert als Milch, da diese Wertstoffe in den Biogasanlagen verstromt werden.
Diese Vorschriften und Gesetze machen das Arbeiten in Deutschland teurer. Daher scheinen billigere Importartikel attraktiv.
Im Juni 2019 wurde ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem gemeinsamen südamerikanischen –Markt (Mercosur) auf den Weg gebracht. Es öffnet den europäischen Markt u.a. für Gensoja aus Südamerika. Bereits jetzt werden pro EU-Bürger fast 70 Kilo Soja jährlich für die Produktion tierischer Lebensmittel importiert. Soja ist ein sehr eiweißreiches Futtermittel und ist trotz der weiten Strecke sehr billig verfügbar.
Laut der brasilianischen Agrarexpertin Larissa Bombardi sind für Soja in Europa Glyphosatrückstände von maximal 0.05 mg pro Kilogramm erlaubt. In Brasilien sind es 10 mg pro Kilogramm – also 200 Mal mehr. Glyphosat ist ein Unkrautvernichtungsmittel und nachweislich krebserregend. Würde man den Glyphosat-Grenzwert für importiertes Soja auf den im Trinkwasser zulässigen Wert absenken, dürfte kein Soja mehr eingeführt werden. So würde sich auch der Anbau von Lupinen, Erbsen und Ackerbohnen als heimische Futterpflanzen in Europa lohnen, zum Nutzen von Landwirt, Umwelt und Verbraucher.
Nicht nur auf dem Feld werden den Landwirten demnach erhebliche Steine in den Weg gelegt, denn auch viele Milchbauern stehen unter Druck, weil der Milchpreis zu niedrig ist. Wenn sie nicht aufgeben wollen, müssen sie sich vergrößern und modernisieren.
Beispielsweise investiert ein Bauer eine halbe Million und mehr in einen neuen, größeren Stall. Trotzdem büßt er dabei ein. 28 bis 36 Cent pro Liter Milch sind zu wenig, um kostendeckend zu wirtschaften, an die Rückzahlung des Bank-Kredites ist gar nicht zu denken. Deshalb hört alle zehn Jahre etwa die Hälfte der deutschen Milchviehbetriebe auf, wie Torsten Hemme, Direktor des renommierten Forschungsinstituts für Milchwirtschaft IFCN sagt. Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden, werden die verbleibenden Betriebe immer größer und produzieren immer mehr Milch. Die Großmolkereien können „aufmüpfige Bauern“ unter Druck setzen, denn trotz weniger Betriebe ist zu viel Milch auf dem Markt. Eine Handvoll großer Konzerne haben es auf das „weiße Gold“, die Milch, abgesehen. Sie wollen nicht, dass hunderttausende von Bauern in ganz Europa daran mitverdienen.
Der ehemalige Präsident des European Milk Board (als Erklärung einblenden: Dachverband der europäischen Milchbauern) und Bauer Romuald Schaber schreibt dazu trefflich in seinem Buch "Blutmilch": „Erst wenn die Milch in den Händen weniger Mächtiger ist, dann wird sie ihren hohen Preis schon finden.“
Das nutzen immer mehr externe Investoren aus und beteiligen sich an Betrieben oder kaufen Ackerflächen. Das ist zwar für Nicht-Landwirte laut Gesetz verboten, jedoch nutzen immer mehr Investoren verschiedene Gesetzeslücken aus. So übernahm z.B. im Jahr 2019 eine Vermögensgesellschaft des Handelsunternehmen ALDI gleich zwei Großbetriebe in Sachsen-Anhalt und in #thüringen. Für diese dient das Ackerland nicht dem Erzeugen der #lebensmittel für ihre #discounter, sondern als stabile Geldanlage. Insgesamt gehören heute mehr als 34 % der ostdeutschen Flächen diesen branchenfremden Investoren.
Weil das Land nun mehr Interessenten findet, steigen die Kauf- und Pachtpreise und zwar in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt um das 2,5-fache. Die Bauern können sich das Land nicht mehr leisten, die finanzstarken Investoren dagegen schon. Jedoch sind es die vielfältigen regionalen Betriebe, die hochwertige Lebensmittel produzieren. Sie sorgen für eine hohe Wertschöpfung in den Regionen und ernähren das Land in Krisenzeiten.
Doch allgemein stellt sich die Frage, wer von diesen Entwicklungen profitiert, wenn es nicht die Landwirte selber sind.
Dr. Guido Nischwitz, Forscher an der Universität Bremen mit Schwerpunkt „Ländliche Entwicklung“, stellt in einer Studie aus dem Jahr 2019 fest, dass seit Jahrzehnten die Landwirtschaftspolitik der EU von Abgeordneten durchsetzt ist, die gleichzeitig mit Düngemittelfirmen, Landtechnikherstellern oder Banken zusammenarbeiten. Ein Netzwerk aus Politikern, Agrarkonzern-Managern und Verbandsfunktionären entscheidet darüber, welche Landwirte wie viel #geld erhalten, wie sie arbeiten sollen und was schließlich bei den Verbrauchern auf dem Teller landet. Der ehemalige brasilianische Umweltminister Jose Lutzenberger brachte es bereits 1995 auf den Punkt: „Es geht doch im Grunde um eine schrittweise und systematische Übernahme der Landwirtschaft durch die großen Konzerne der Chemie und der Maschinen, der Nahrungsmittelverarbeitung und -vermarktung sowie der Banken. Der echte Bauer soll verschwinden. Übrig bleibt ein winziges Rädchen in einer gewaltigen Maschine, fest eingegliedert, ohne die geringste eigene Bewegungsfreiheit.“
Als Dopplung dieses Statements folgt eine Einschätzung von Romuald Schaber: „[Der Bauer] stört nur, weil er frei ist, weil er Land besitzt, weil er selbstständig ist. Angenehmer wäre es für die Politik und den Discount-Handel, für Molkereien und die Agrarindustrie, wenn der Bauer arbeiten würde wie der Industriearbeiter, abhängig, zu Billiglöhnen, steuerbar.“
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